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Liebliche Weine haben keinen guten Ruf – irgendwie verbinden alle damit einen dicken Schädel oder einen unausgebildeten Gaumen. Doch warum ist das eigentlich so?
Tatsächlich führt diese Beurteilung direkt auf den Schwierigkeitsgrad der Herstellung zurück, denn Zucker ist bekanntermaßen ein Geschmacksträger. Mit ein wenig mehr Restsüße kann man daher eine nicht ganz perfekte Qualität im Wein durchaus verschwinden lassen…
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist es, den Fokus von riesengroß auf winzigklein umzustellen: Vom 3l/Atlas Komet, der aus einer fernen Galaxie kommt und unser Sonnensystem in diesen Wochen durchquert, von der Revolution der Künstlichen Intelligenz, die ganze Branchen auf den Kopf stellt, von Demokratien, die erschreckend schwanken, bis hin zu „verdammt noch mal, wo habe ich meinen Schlüssel jetzt schon wieder hingelegt?“ – das alles strengt an und hinterlässt ein grummeliges Bauchgefühl.
Zwischen Überforderung und Desinformation ist das Leben in den letzten Monaten gefühlt anstrengender geworden. Was gibt uns Halt?
Unsere Weinproben vor Ort zeigen es immer wieder: Viele haben Angst vor Riesling. „So ein saures Zeug“ ist der Kommentar, den wir hören, wenn die Leute sich trauen, uns ihre Meinung ganz ehrlich zu sagen. Doch dann nehmen sie den ersten Schluck. Die Augen öffnen sich weit, die Augenbrauen wandern nach oben … und die Meinung ändert sich innerhalb von Sekunden grundlegend. Und wenn sie nach ein paar Stunden (fast) alle unsere gereiften, ausgewogenen, vielseitigen Lagenrieslinge erschmeckt haben, sind sie total begeistert.
Daher möchten wir euch heute einmal ein ganz besonderes Angebot machen:
Ihr habt ja schon mitbekommen, dass wir gern Pfälzer sind. Tatsächlich sind wir sogar stolz darauf, obwohl es eigentlich seltsam ist, stolz auf eine Sache zu sein, auf die man partout keinen Einfluss hat - denn wer sucht sich schon aus, wo er geboren wird und aufwächst? Aber so sind wir Menschen nun einmal; wir lieben unsere Scholle und wehe dem, der unsere geliebten Traditionen in Frage stellt. So weit, so gut. Doch man kann es auch übertreiben:
Erntetagebuch, 27. August 2025: Zu dieser Jahreszeit sind wir absolut abhängig (noch mehr als sonst) von der Natur. Jeden Tag wird das Wetter akribisch beurteilt und dann entscheiden wir zum Teil spontan, was heute gemacht werden muss. Unser Schlafrhythmus ist unwichtig, andere Pläne werden über Bord geworfen, eigene Bedürfnisse zählen nicht. Die Natur diktiert, was jetzt wann und wie schnell geschehen muss, um das Beste aus unseren Träubchen herauszuholen.
Heute nehmen wir euch einfach mal mit ins Weingut. Ihr wisst vermutlich, dass wir mit drei Grafen plus unserer Kristine das Weingut und die Waldhütte managen. Jede(r) von uns trägt einen wichtigen Beitrag zum Gesamterfolg bei, und jede(r) hat einen ganz bestimmten Aufgabenbereich. Zusätzlich unterstützt uns ein großartiges Team. In Summe sind zur Erntezeit, unserer Hochsaison, ca. 25 Leute auf dem Weingut beschäftigt.