Frühlingserwachen

Frühlingserwachen
puh, geschafft! Die gefährliche Frostphase ist vorbei, nun können wir uns erleichtert gemeinsam mit euch in die Genussphase des Jahres stürzen! Aktuell geht es rund im Weinberg: die neuen Fruchtruten bilden die ersten Blättchen. Sobald dies geschehen ist, geht die Photosynthese los und die Pflanzen wachsen wie verrückt.
Das heißt für uns erneut: Ab in den Weinberg! Denn in den nächsten Wochen müssen wir die sogenannte Laubwand aufbauen. Die frei in die Höhe schießenden Ruten werden dabei in die Drähte eingefädelt, damit sie sicher sitzen und nicht später durch Wind oder unter der Last der schweren Trauben abbrechen.
Auf unserem Weingut sind in den kommenden Wochen ca. drei bis fünf Leute mit dieser sogenannten »Drahtrahmenerziehung« beschäftigt. Ja, das Wort ist furchtbar, es klingt nach Hieben mit dem Drahtseil. Ist aber nicht so. Eigentlich ist es ein Tanz der Reben rund um den stützenden Draht. Jawohl. Wir werden bei der nächsten Gelegenheit anregen, die Drahtrahmenerziehung in »Frühlingsseiltanzerziehung« umzubenennen. Mal sehen, ob wir damit durchkommen. Neumodisches Zeugs wird bei uns Winzern nicht gern gesehen. :-)
Während dieser Erziehung laufen wir übrigens nicht nur einmal durch jeden Weinberg, sondern mindestens vier bis sechsmal, verteilt über mehrere Wochen. Denn kaum sind wir an einem Ende des Weinbergs angekommen, sind die Reben hinter unserem Rücken schon wieder so in die Höhe geschossen, dass wir nachjustieren müssen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit … aber eine schöne Arbeit, insbesondere, wenn es schon frühlingshaft mild ist und die Vögel sich gar nicht mehr beruhigen können vor lauter Sonnenfreude.
In anderen Ländern werden Weinberge übrigens anders erzogen (warum wundert uns das nicht?!). In Spanien z.B. gibt es die Buscherziehung. Dabei werden die Pflänzchen direkt über dem Boden hochgezogen. Die Pergolaerziehung kennen viele von uns durch den Italienurlaub … da werden die Reben als Dach quer über eine Pergola gelegt, sodass die Trauben einem quasi in den Mund wachsen, wenn man darunter sitzt. La dolce vita par excellence! Und dann gibt es noch die Steillagenerziehung, bei der die Reben an einem Pfosten befestigt werden. Diese gibt es auch in Deutschland.
Doch warum haben wir uns für die Drahtseilvariante entschieden? Sie hat einen entscheidenden Vorteil: Die Reben können später maschinell bearbeitet werden, weil man mit einem Traktor durch die Gassen fahren kann. Die anderen Methoden verlangen alle noch viel mehr Handarbeit und das ist nicht nur Zeit- sondern auch sehr kostenintensiv.
Nicht nur die Blätter entstehen in diesen Wochen. Gleichzeitig bilden sich die Gescheine! Nie gehört? Sie sehen aus wie Mini-Träubchen, sind aber die unbefruchtete Vorstufe der späteren Trauben. Das Geschein platzt später auf, der Samensack öffnet sich, und daraus entsteht die Blüte. Weinreben sind Selbstbestäuber – ein wenig Wind reicht, damit die Blüten befruchtet werden. 

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