Aktuelles
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist es, den Fokus von riesengroß auf winzigklein umzustellen: Vom 3l/Atlas Komet, der aus einer fernen Galaxie kommt und unser Sonnensystem in diesen Wochen durchquert, von der Revolution der Künstlichen Intelligenz, die ganze Branchen auf den Kopf stellt, von Demokratien, die erschreckend schwanken, bis hin zu „verdammt noch mal, wo habe ich meinen Schlüssel jetzt schon wieder hingelegt?“ – das alles strengt an und hinterlässt ein grummeliges Bauchgefühl.
Zwischen Überforderung und Desinformation ist das Leben in den letzten Monaten gefühlt anstrengender geworden. Was gibt uns Halt?
Habt Ihr euch als Kinder auch manchmal gefragt, ob das Schlaraffenland wirklich so paradiesisch ist, wie es klingt? Ob es wirklich so großartig ist, wenn man jedes Mal ein gebratenes Hühnchen im Mund hat, zack!, auch wenn man einfach nur mal gähnen oder lauthals lachen will? Und ob es wirklich so toll ist, wenn es Honig regnet (ausgerechnet Honig!)? Würde man den Wein noch schätzen, wenn er einfach so aus dem Brunnen kommt?
Ein Winzer aus Edesheim, noch nicht einmal 3km von uns entfernt, hat ...
Irgendeine Statistik besagt, dass Umziehen das zweitstressigste ist, was man überhaupt im Leben tun kann. (Das Stressigste ist eine Scheidung, aber das soll heute nicht unser Thema sein). In der Tat gibt es nur wenige Menschen, die Umzüge mögen. Kein Wunder, wird doch alles in den Grundfesten erschüttert und neu eingerichtet.
Das geht Wein übrigens nicht anders: Je häufiger er von Fass A nach Fass B umzieht, umso schlechtere Laune bekommt er. Denn auch er wird aus dem Schönheitsschlaf gerissen, aufgerüttelt, durch enge Schläuche gepresst und muss sich erst an die neue Umgebung gewöhnen.
Na gut, sagt sich der schlaue Winzer, dann lassen wir den Wein halt wunderbar im Keller schlummern und stören ihn nicht. Ganz so unkompliziert ist das jedoch nicht (war ja klar)...
Das Problem kennen alle, die einen eigenen Garten haben: Monatelang freut man sich auf die Ernte, fiebert der ersten Tomate entgegen, und dann weiß man gar nicht mehr, wohin mit der Überfülle und kann nach Tomatensalat, Tomatensuppe, Tomatenauflauf, Tomate-Mozzarella und Tomatenbrot keine Tomaten mehr sehen.
Das kennen wir Winzer auch. Einmal im Jahr platzt unser Keller aus allen Nähten … und den Rest des Jahres leben wir davon. Wie lagern wir also das kostbare Nass am besten? Diese Frage wurde über die Jahrhunderte ganz unterschiedlich beantwortet:
es gibt Menschen, die verdienen ihren Lebensunterhalt durch Schnüffeln. Bei Hunden überrascht das nicht, bei Menschen hält man doch kurz inne. In Frankreich zum Beispiel ist man eine hochbezahlte Berühmtheit, wenn man sich als »grand nez« bezeichnen darf – denn das sind die Menschen, die Parfüms komponieren.
Auch für einen Sommelier und Winzer ist die Nase Betriebswerkzeug, und deshalb liegt bei Schnupfen eine komplette Arbeitsunfähigkeit vor. Wir müssen uns mal bei Gelegenheit erkundigen, ob unsere Krankenkassen das auch verstehen und akzeptieren. Denn bevor es an den Gaumen geht, wird das »Bouquet« des Weins per Nase aufgespürt. Bouquet ist Französisch und heißt...