Große Wellen im kleinen Weyher

Kennt Ihr den Spruch: “Was kümmert es mich, wenn in China ein Sack Reis umfällt?”. Diese entspannte Haltung ist nicht mehr zeitgemäß – denn in unserer heutigen globalen Welt können auch Aspekte, die einen vermeintlich erst einmal gar nicht betreffen, ziemlich frappierende Auswirkungen haben.
Was ist geschehen? Die Trump-Administration hat im Frühjahr angekündigt, neue & deutlich höhere Zölle auf zahlreiche EU-Produkte zu erheben. Hier ging es insbesondere um Stahl, Aluminium und Autos. Das kratzt uns Winzer erst mal wenig, könnte man meinen – doch falsch gedacht!
Denn die EU reagierte auf diese Ankündigung ebenfalls mit einer drastischen Zoll-Erhebung – und fügte in die Gruppe der betroffenen Produkte auch Whisky und Bourbon hinzu. Das hätte die USA empfindlich getroffen (und die Fans von Whisky & Bourbon hierzulande auch!).
Daraufhin drohte Donald Trump mit Gegenzöllen von satten 200% auf europäische alkoholische Getränke.
Und dies war der Augenblick, wo die europäischen Winzer nervös wurden. So richtig nervös. Denn die USA sind seit Jahren der wichtigste Exportmarkt für Wein aus Deutschland – zumindest vom Wert her. Laut den neuesten Zahlen des Statistischen Weininstituts von 2023 lag der exportierte Wert der deutschen Weine in die USA bei 12,1% des deutschen Gesamtumsatzes. Das sind satte 139.000 Hektoliter. Nun ist vermutlich nicht jedem von Euch die Umrechnung in Hektolitern geläufig, daher haben wir das mal in handelsübliche Flaschen à 0,75l umgerechnet – es sind 18.533.333 Flaschen Wein.
Auch wir in Weyher haben bei der Drohung erst einmal die Ohren angelegt – und das, obwohl wir gar keinen Wein in die USA exportieren! Denn diese 18.533.333 Flaschen Wein müssen ja irgendwohin.
Wenn der deutsche Wein in den USA preislich neuerdings quasi auf dem Level einer vergoldeten Flasche liegen sollte, wird die Menge, die eigentlich für den Export bestimmt war, in Deutschland bleiben … und die Winzerkollegen werden sich (ziemlich verzweifelt) andere Absatzmärkte suchen. Und wie erobert man neue Absatzmärkte am einfachsten (wenn auch schmerzhaft)?
Richtig. Mit niedrigen Preisen, die den hiesigen Markt überschwemmen könnten. Genau da schließt sich der Kreis … und die großen Wallungen in der globalen Welt wirken sich auf das kleine Weyher aus.
Erwischt, wir haben euch ertappt: Ihr habt vielleicht (sehr konsequent) gedacht: “Na, das ist für mich doch super. Dann wird mein Lieblingswein günstiger. Besser kann es gar nicht laufen!” Das stimmt sogar. Doch gleichzeitig bedeutet es auch, dass immer mehr Winzer aufgeben, denn die Preise müssen die Kosten einspielen. So würde die Vielfalt und die Anzahl an bestellten Weinbergen zurückgehen.
Doch noch ist es nicht ganz soweit: Die internationale Diplomatie hat sich in die Bresche geworfen, denn Gott sei Dank hat sich jemand an die schon im Kindergarten gelernte Regel erinnert, dass Druck nur Gegendruck erzeugt. Es wurde eine gegenseitige 90-tägige Zoll-Pause ausgehandelt, die am 14. Juli 2025 beendet wird. In der Zwischenzeit wird wie verrückt verhandelt … und die Winzerwelt hält die Luft an.
Eure schon leicht blau im Gesicht abwartenden Grafen
… aber vielleicht trinken ja auch die, die vorher Whisky und Bourbon in Europa getrunken haben nun europäische Weine?… und Maga Wähler finden das gar nicht lustig und nach drei Wochen kommt Trump auf den Trichter, dass es ein super Deal ist, die Zölle wieder zu senken.
Vielleicht ist etwas Gelassenheit und Dagegenhalten doch die bessere Strategie bei solchen Kerlen wie Trump.
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