Es ist geschafft! Müde aber glücklich blicken wir über die abgeernteten Reben, mit dem guten Gefühl, dass unsere kostbaren Träubchen nun sicher im Keller ruhen. Wie jedes Jahr schleicht ein wenig Wehmut mit in den Herbst … schon wieder ein Jahr vorbei. Schon wieder eine Ernte hinter uns. Und so ändert sich nichts und doch ändert sich alles, denn während wir einerseits dem Kreislauf folgen, der schon das Leben unsere Großväter und Urgroßväter bestimmte, müssen wir doch ständig erneuern, aktualisieren und uns anpassen. Eine kuriose Mischung, die uns viel abverlangt. Im Geflecht der Familienbande, halb gefangen, halb geliebt, entwickelt sich das Leben immer weiter.
Die Nebelschwaden liegen am frühen Morgen über dem Weinberg, und nicht selten hören wir in der Dämmerung die Wildscheine, die sich emsig Speck für die Wintermonate anfressen. Sie pflücken die niedrig hängenden Trauben, an die sie herankommen und wühlen den Boden durch, auf der Suche nach Samen und Wurzeln. Im Winter werden sie sich wieder tief in den Wald zurückziehen, doch in diesen Herbstmonaten kommen sie bis zu uns ins Dorf hinunter.
Ein Rascheln kündigt sie oft an, wenn sie durch Gräser und Büsche streifen, und erst später hört man das typische Grunzen. Selbst unser Jack Russell Terrier Yoko, sonst eine äußerst wagemutige Dame, hat Respekt vor den großen Kollegen und biegt eher ab, als eine Konfrontation zu wagen. Dabei sind Wildschweine sanftmütig und greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Doch im Zweifel diskutiert man nicht mit einem Wildschwein, daher ziehen auch wir uns beizeiten zurück.
Ein Besuch, den man kaum hört, sind die Rehe, die wir vor allem rund um das Schweizer Haus oft willkommen heißen können. Im Weinberg sind sie nicht unsere besten Freunde, da sie die Knospen knuspern, das geben wir zu. Doch dafür knuspern wir gern ab und zu einen Rehbraten, den Kristine uns köstlich zubereitet … so gleicht sich alles aus.
Es war eine arbeitsreiche Saison ´23, doch es hat sich gelohnt. Die allererste Ernte ist schon bereit für den Genuss: Unser Traubensaft ist ab sofort wieder verfügbar. Meistens ist er schon nach wenigen Monaten ausverkauft, daher lohnt es sich, rechtzeitig einen Vorrat anzulegen.
Die restlichen Baby-Weine gären im Keller vor sich hin. Alleine das Aroma, welches beim morgendlichen Kellerkontrollgang durch die Nase zieht, duftet schon vielversprechend, doch einen genaueren Einblick in den 2023er Jahrgang werden wir euch erst in ein paar Wochen geben können…
Und während die Zugvögel in den Süden fliegen, bereiten wir uns gemeinsam mit den Falken, Mäusebussarden und Eulen auf den Winter vor, voller Vorfreude um die Fässer herumschleichend, in denen der Wein der Saison 2023 langsam heranreift.
Wir sind dankbar für alles Gute, das die Natur uns schenkt und atmen nun einmal tief durch, bevor der ewige Kreislauf wieder an Fahrt aufnimmt und die nächste Runde beginnt …
Eure müden aber glücklichen, leicht herbstmelancholischen Grafen
Wir freuen uns über deine Kommentar